„Game of Thrones“ zahlt Mega-Entschädigung wegen Fußknöchel

Ehemalige Stuntfrau verklagt HBO nach schwerem Unfall am Set von „Game of Thrones“ – Kritik an Sicherheitsstandards.

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Karriereende durch schweren Unfall am Set

Die ehemalige Stuntfrau Casey Michaels hat sich erstmals öffentlich über einen Unfall am Set von „Game of Thrones“ geäußert – und macht dabei auf strukturelle Mängel in der Stuntbranche aufmerksam.

Der Unfall in der Episode „The Long Night“

Regen, Dunkelheit und gefährliche Bedingungen

Der Unfall ereignete sich während der Dreharbeiten zur dritten Folge der achten Staffel, „The Long Night“. Michaels war Teil der Untotenarmee des White Walkers, als sie in einer regnerischen Winternacht in Belfast einen Sprung absolvierte – unter extrem eingeschränkten Sichtverhältnissen.

Fehlgeschlagener Stunt: Sprung ins Verderben

Die Stuntdarstellerin und weitere Kolleg:innen mussten aus etwa 3,60 Metern Höhe auf eine Konstruktion aus Kisten und Matten springen. Beim zweiten Versuch landete Michaels unglücklich auf dem linken Fuß – ihr Sprunggelenk zertrümmerte vollständig. „Ich schlug auf dem Boden auf und hörte meine Knochen brechen“, erinnert sie sich.

Millionenklage gegen HBO – und Einigung

Gerichtsstreit um Verantwortung und Versäumnisse

2021 verklagte Michaels eine Tochtergesellschaft von Warner Bros. Discovery auf vier Millionen Pfund wegen des Unfalls, der ihre Karriere abrupt beendete.

Vergleich mit hoher Summe

2023 wurde der Fall außergerichtlich beigelegt. HBO zahlte sieben Millionen Pfund, inklusive Anwaltskosten. Die Anwälte entschuldigten sich offiziell, HBO übernahm die Verantwortung.

Kritik an der Stuntkoordination: Keine Proben – kaum Kommunikation

Michaels erhebt schwere Vorwürfe gegen Stuntkoordinator Rowley Irlam. Die Szene sei nicht geprobt worden. Ursprünglich ging sie von 10 Darstellern aus – tatsächlich waren es 27. Zudem habe Irlam angewiesen, „wie ein Bleistift zu fallen“, ohne gezieltes Landen. Irlam bestreitet diese Darstellung und jede Verantwortung.

HBO schiebt Verantwortung auf Michaels

Vor Gericht argumentierte HBO zunächst, Michaels habe fahrlässig gehandelt. Ihr Vater Wayne Michaels, selbst ein legendärer Stuntman (u.a. für James Bond), nannte diese Strategie eine „öffentliche Demütigung“ seiner Tochter.

Experten widersprechen HBO – Unzureichendes Sicherheitsrigging

Mehrere internationale Stuntexperten, darunter Wade Eastwood („Mission: Impossible“), wurden hinzugezogen. Sie kamen übereinstimmend zum Schluss: Das verwendete Landing Rig war für die Anzahl der Beteiligten nicht ausreichend sicher.

Forderung nach einer unabhängigen Stuntaufsicht

Michaels Familie fordert Reformen: Es existiert kein unabhängiges, überprüfendes Gremium für Stuntkoordination im Vereinigten Königreich. Zwar gibt es das British Stunt Register (BSR), dieses habe aber keine Prüf- oder Ermittlungsbefugnis bei Unfällen.

Langfristige gesundheitliche Folgen: Operationen, Schmerzen und PTSD

Nach dem Unfall war Michaels ein Jahr auf Krücken, musste fünf Operationen über sich ergehen lassen, wurde wegen PTBS behandelt und leidet bis heute unter chronischen Schmerzen. Auch Rollen in Filmen wie „Dumbo“ (2019) und „Fighting With My Family“ bleiben ihr verwehrt.

Klare Worte der Betroffenen: Vergebung nur für Wahrheit

„Ich kann Fehler und Unfälle vergeben“, so Michaels. „Ich kann aber keine Lügen vergeben.“ Dass trotz zweier Krankenhausaufenthalte niemand Verantwortung übernehme, nennt sie egoistisch und beschämend.

HBO äußert sich verteidigend – Verteidigung des Stuntkoordinators

Ein HBO-Sprecher erklärte: „Wir sind bestürzt über die Erfahrungen von Frau Michaels. Rowley Irlam ist ein hochgeschätzter Koordinator mit exzellentem Ruf. Wir sind überzeugt, dass er stets die höchsten Sicherheitsstandards eingehalten hat.“

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