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Eric Pfeils Pop-TagebuchKolumne

Eric Pfeils Pop-Tagebuch: Ron Tutt, Russ Kunkel und Pink Flönz

Ist Friedrich Merz im Augenblick die Hoffnung Europas? Ein Symposium.

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Folge 279

Vorgestern saßen wieder einmal Gäste in meiner Wohnung herum und tranken mir die Haare vom Kopf. Wir sprachen über Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich und hörten dazu Jazz. Miles Davis, sagte einer der Besucher, der habe vermutlich auch Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich gehabt, so krumm wie der immer dagestanden habe.

Ja!, rief eine Dame aus, John Coltrane sicher auch, bei der Körpergröße sei das doch unvermeidlich gewesen. Daraufhin googelten wir die Körpergröße diverser Jazz-Platzhirsche und erfuhren, dass Coltrane nur 1 Meter 73 groß gewesen sei, Thelonious Monk jedoch stolze 1 Meter 91 gemessen habe.

Wie immer, wenn digitale Hilfsmittel ins Spiel kommen, wurde das Gespräch in der Folge etwas läpsch. Zum Plaudergegenstand ward nun nämlich auserkoren, dass der ABBA-Musiker Björn Ulvaeus im „Spiegel“ mit dem Satz
„Friedrich Merz ist im Augenblick die Hoffnung Europas“ zitiert wurde.

Daran, dass Interviews mit ABBA-Musikern mit Zitaten wie dem vorerwähnten überschrieben seien, könne man ablesen, dass das Dante’sche Eintrittsportal zur Hölle längst durchschritten sei, ließ sich die in Jazzmusikergrößen fehlinformierte Dame jetzt vernehmen, und diesmal hatte sie recht.

Würde Sport nur schneller wirken …

Er würde gern auf den Schulter-Rücken-Komplex zurückkommen, rief ein betrunkener Herr. Um in dieser Angelegenheit dem Niedergang entgegenzuwirken, nehme er im Fitnessstudio seit einer Weile regelmäßig an den Kursen „Core Booster“ und „Beast Challenge“ teil, woraufhin irgendjemand fragte, seit wann Körperertüchtigungskurse eigentlich hießen wie amerikanische Action-B-Filme der 80er-Jahre.

Das sei ihm wurscht, sagte der sportlich erweckte Gentleman und wies stattdessen auf den seiner Meinung nach betrüblichen Umstand hin, dass Alkohol sehr schnell zu körperumgestaltenden Ergebnissen führe, Sport aber nur sehr langsam. „Stop“, sagte ich, „das Thema scheint mir aufgrund mangelnden Musikbezugs wenig tauglich für meine Kolumne.“ Das sahen alle ein.

Eine andere Dame erzählte, dass sie unlängst an einer Kölner Kneipe vorbeispaziert und dort eines Plakats mit der Überschrift „Pink Flönz“ ansichtig geworden sei. Sie habe selbstredend auf eine Pink-Floyd-Coverband mit Mundarttexten gehofft. Groß aber sei ihre Enttäuschung gewesen, als sie nach Recherchen feststellen musste, dass sich hinter dem Titel vielmehr eine „Siebziger-Glamrock-Tribute-Show“ verberge. Hier sei eine Chance liegen gelassen worden.

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„Das Gute ist: Sie liegt immer noch da“, sagte irgendjemand. Man müsse sich bewusst machen, sprach nun ein in Fragen der Tontechnik bewanderter Gast, dass man mit zunehmender Betrunkenheit die hohen Frequenzen in der Musik schlechter wahrnehme. Wir lauschten daraufhin zehn Minuten lang ebenso stumm wie gebannt der im Wohnzimmer beboppenden Musik und versuchten den Wahrheitsgehalt der Aussage zu prüfen.


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Es war dies freilich ein sinnloses Bemühen, auch mehrere Schallplattenwechsel konnten keinerlei Erkenntnisse zutage fördern. An das meiste, was danach geschah, kann ich mich nur noch schemenhaft erinnern. Ich weiß aber noch, dass irgendwann ein guter Freund auf den Esstisch stieg und dort verkündete, dass niemals jemand im Rockgeschäft so toll geheißen habe wie die beiden amerikanischen Schlagzeuger Ron Tutt und Russ Kunkel.

Daraufhin extemporierte er sehr ausladend darüber, welches die jeweiligen Meriten der beiden seien und wie man sie unterscheiden könne. Dann bekamen wir alle Schluckauf und mussten ins Bett.